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Nichtanlagen = Aplasien = Fehlende Zähne
Sehr geehrte Eltern, sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
bei Ihnen, Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn wurde festgestellt, dass sogenannte Nichtanlagen (Fachbegriff: Aplasien) vorliegen, d.h. dass bleibende Zähne von Natur aus komplett fehlen. Sie sind „nicht angelegt“, es gibt sie also gar nicht und sie wachsen auch nicht mehr später. Die Natur hat praktisch einfach „komplett vergessen“, diesen Zahn wachsen zu lassen.
Meistens sieht man das zuerst auf einem Röntgenbild: ein Zufallsfund, oder das Bild wurde gemacht, weil bereits im Mund oder in der Vorgeschichte Hinweise bestanden, die beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden den Verdacht geweckt haben. Am häufigsten findet man dieses Problem leider bei vorne sichtbaren, oberen seitlichen Schneidezähnen, aber auch bei kleinen Backenzähnen oben oder unten kommt es nicht selten vor. Andere Zähne sind selten betroffen, jedoch auch das ist durchaus möglich.
Wer ist an diesen Problemen „schuld“?
Niemand! Allerdings weiß man aus der wissenschaftlichen Forschung der letzten zehn Jahre, dass solche Zahnbildungsund Wachstumsprobleme zu einem hohen Prozentsatz erblich beeinflusst sind (man konnte sogar bestimmte Gene schon feststellen, die damit zu tun haben). Daran liegt es auch, dass sie in manchen Familien durchaus häufiger, in anderen aber eher nur zufällig vorkommen. Besondere Aufmerksamkeit bezüglich dieses Problems ist jedenfalls sinnvoll, falls es in der Familie schon einmal vorgekommen ist.
Wo ein Zahn fehlt, ist später eine Lücke
Diese Lücke kann man schließen, indem man die anderen Zähne so zusammenschiebt, dass die Lücke weg ist oder indem man die Lücke so einstellt, dass man später einen künstlichen Zahn („Zahnersatz“) an dieser Stelle einsetzen kann. In seltenen Fällen kann man sich sogar entscheiden, einen Milchzahn möglichst lange zu behalten, wenn dieser gute Überlebenschancen hat.
Welche dieser Lösungen für einen Patienten besser ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab:
- Was sieht am Ende langfristig am besten aus?
- Kann man den Platz, den der fehlende Zahn übriglässt, gebrauchen, um andere Zähne geradezustellen oder ist da ohnehin schon zu viel Platz?
- Fehlt nur ein Zahn oder fehlen mehrere? Nur auf einer Seite, auf beiden Seiten, oben und unten?
- Welche Probleme liegen im Schädelskelett und im Zusammenbiss vor? Sind diese besser mit „Lücke auf“ oder mit „Lücke zu“ so zu beheben, dass zum Schluss ein guter Biss herauskommt?
- Welche zusätzlichen zahnärztlichen Folge-Arbeiten (Zahnumformungen, Zahnersatz) werden durch die getroffene Entscheidung nötig?
Da gibt es Vieles zu bedenken – und das ist eine typische und anspruchsvolle Aufgabe für einen Kieferorthopäden. Es muss ein Behandlungsplan gefunden werden, der für alle soeben aufgezählten und noch viele Überlegungen mehr eine Antwort gibt.
Hier gibt es keine Standardtherapie, die für alle passt. Bei Nichtanlagen benötigt jeder Patient eine ganz individuelle Lösung.
Wenn man Lücken schließen kann, ist das vorteilhaft, weil der Patient keine „falschen Zähne“ braucht. Dann stehen allerdings auch einige vorhandenen Zähne „an Stelle“ anderer Zähne und das kann dazu führen, dass Zahnumformungen (Aufbauten) oder Funktionsanpassungen nötig werden. Wenn man sich statt Lückenschluss für ein „Ersatzteil“ in der Lücke entscheidet, müssen die Zähne so eingestellt werden, dass die Zahnärztin/der Zahnarzt auch eine gute Arbeitsgrundlage hat und dass ein sinnvoller Zeitplan entsteht – denn Kronen oder Implantate sind nichts für Kinder oder Jugendliche.
Der Kieferorthopäde kann hier viel für Sie, für Ihre Tochter oder Ihren Sohn tun. Erst genau untersuchen und nachdenken und dann die Lücke wegmachen – wie auch immer.