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Verlagerte Zähne
Sehr geehrte Eltern, sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,
bei Ihnen, Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn wurde ein (manchmal sogar mehrere) verlagerter Zahn (verlagerte Zähne) festgestellt. Meistens sieht man das zuerst auf einem Röntgenbild: ein Zufallsfund, oder das Bild wurde gemacht, weil bereits im Mund Hinweise bestanden, die beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden den Verdacht geweckt haben.
Verlagerung: so nennt man es, wenn sich ein bleibender Zahn nicht richtig eingestellt hat und woanders hingewachsen ist, als er hingehört, sich quasi beim Wachsen im Kiefer „verlaufen“ hat auf dem Weg in den Mund und „steckengeblieben“ ist. Das ist ein Problem, das nie von alleine weggeht und das auch nicht einfach so belassen werden sollte. Ein Zahn, der im Knochen liegen bleibt, stellt eine Art „biologische Zeitbombe“ dar. Er kann andere Zähne bei seinen Wachstumsversuchen an der Wurzel beschädigen oder auf lange Sicht zu Zysten, Entzündungen oder anderen Komplikationen führen.
Außerdem fehlt er natürlich dort, wo er eigentlich hingehört und wenn ein Milchzahn, der an solchen Stellen häufig noch steht, dann verloren ginge, bleibt natürlich eine Lücke, die weder schön noch zum Beissen funktionsfähig ist. Deshalb wird nur in absoluten Ausnahmefällen oder bei Menschen im bereits hohen Alter die Entscheidung getroffen, nichts zu unternehmen.
Die Standardtherapie verlagerter Zähne besteht in einer Mobilisierung und Einordnung dieser Zähne, d.h. der Zahn wird, wenn sein „Zielgebiet“, seine „Parklücke“ im Mund aufnahmebereit ist (oder durch Vorbehandlung aufnahmebereit gemacht wurde), vom Chirurgen unter Betäubung vorsichtig freigelegt und mit einem kleinen Metallteil beklebt, das dem Kieferorthopäden dann als Verankerung, also als „Griff“, dient, an dem der Zahn mittels einer Spange langsam und vorsichtig in die richtige Richtung und Position gebracht werden kann.
Gedanklich ungefähr vergleichbar ist so ein Zahn also vielleicht mit einem Baby, das nicht normal geboren werden kann, sondern einen „Kaiserschnitt“ braucht, um auf die Welt zu kommen.
Das ist zwar eine kieferorthopädisch anspruchsvolle Aufgabe – aber mit sehr hohen Erfolgsraten, insbesondere, wenn das Problem rechtzeitig entdeckt wurde und die Patienten noch jugendlich sind. Sehr schwer vorherzusagen ist allerdings, wie lange so ein Zahn benötigt, um sich einzureihen – zwischen 6 Wochen – bei Zähnen, die es nicht weit haben und in relativ guter Position liegen – bis zu 6 Monaten oder sogar einem Jahr und mehr kann alles vorkommen.
Am häufigsten findet man dieses Problem leider bei oberen Eckzähnen, die im Mund fast unverzichtbar sind, weil Sie dort besonders wichtige Aufgaben, die sogenannte „Führung“ des Gebisses in der Bewegung, haben. Manchmal sind es sogar beide Eckzähne, die verlagert sind und oft liegen diese Eckzähne im Gaumen, d.h. „auf der Innenseite“. Aber auch andere Zähne können betroffen sein, z.B. untere oder obere kleine Backenzähne.
Wer ist an diesen Problemen „Schuld“?
Niemand! Allerdings weiß man aus der wissenschaftlichen Forschung der letzten zehn Jahre , dass diese Zahnbildungs- und Wachstumsprobleme zu einem gewissen Teil-Prozentsatz erblich beeinflusst sind (man konnte sogar bestimmte Gene schon feststellen, die damit zu tun haben). Daran liegt es auch, dass sie in manchen Familien durchaus häufiger, in anderen aber eher nur zufällig vorkommen. Aufmerksamkeit bezüglich dieses Problems ist jedenfalls sinnvoll, falls es in der Familie schon einmal vorgekommen ist.
Die Einordnung verlagerter Zähne ist eine wichtige und häufig durchgeführte kieferorthopädische Aufgabe. Die Empfehlung an Sie ist deshalb ganz klar: den Befund zuerst genau untersuchen, die gesamte Behandlung damit wohlüberlegt planen und dann dem Zahn (oder den Zähnen) helfen, ihren korrekten Platz im Mund einzunehmen.