Infos zum Thema - Klasse III —

Kieferorthopädische Diagnose „Klasse III“

Sehr geehrte Eltern,

Ihre Tochter/Ihr Sohn hat die kieferorthopädische Diagnose einer Klasse III.

Was heißt das?

Das bedeutet, dass Oberkiefer und Unterkiefer, und in Folge davon auch die Zähne, nicht richtig zusammenpassen, weil (meist) der Oberkiefer zu klein oder der Unterkiefer zu groß – oder beides – ist. Dieses ungünstige Größenverhältnis ist ein erbliches Wachstumsproblem und hat grundsätzlich erst einmal nichts damit zu tun, wie und welche Zähne im Mund stehen. Die vorgeschlagene Behandlung, „das Oberkiefer-Hilfsprogramm“, ist deshalb eine orthopädische Behandlung, also eine Behandlung der Kieferknochen und nicht der Zähne.

Im Oberkiefer wird eine Spange befestigt, die den Kiefer mit Hilfe einer „Maske“, die zu Hause daran mit Gummizügen angehängt wird, größer machen kann. Der Oberkiefer wird breiter und kommt weiter nach vorne. Die wissenschaftliche medizinische Literatur empfiehlt zum jetzigen Zeitpunkt alle Kinder-Patienten, die diese Wachstumsabweichung zwischen Oberkiefer und Unterkiefer haben, so früh wie möglich, am besten aber bis spätestens zum 8. Lebensjahr so zu behandeln.

Warum?

Wenn die Patientin/der Patient älter ist als ungefähr 8 Jahre, ist der Oberkieferknochen nicht mehr beeinflussbar (nicht mehr „weich“ genug, um ein gutes Ergebnis auf knöcherner Ebene zu erreichen).

Zu einem späteren Zeitpunkt ist wegen des fortgeschrittenen ungünstigen Wachstums eine Behandlung viel komplizierter und benötigt bei älteren Jugendlichen oder Erwachsenen eine Kieferoperation (Chirurgie). Die Erfolgsrate des „Oberkiefer-Hilfsprogramms“ bei kleinen Kindern ist hoch (z. Zt. angegeben mit ca. 77%) – wenn auch nicht 100%, also nicht absolut sicher.
Aber: Auch wenn mit dem späteren Wachstum das Problem wieder auftaucht, ist jede zwischenzeitliche Besserung von Vorteil gewesen; Es muss, wenn überhaupt, „weniger weit“ operiert werden, das Ergebnis einer späteren Operation ist stabiler, wenn „weniger weit“ operiert wird und nicht zuletzt ist das manchmal auffällige Aussehen, die Schönheit, während der Pubertät besser.

Das Ziel der Behandlung ist, dem Oberkiefer so viel wie möglich Vorsprung im Wachstum vor dem Unterkiefer zu verschaffen – um die Behandlung erfolgreich zu machen, sollten das mindestens 5 bis 8 Millimeter sein! Dieses Ziel kann bei sehr fleißigen Masken-Patienten manchmal in 6 Monaten, bei anderen auch erst in 12 Monaten oder etwas länger erreicht werden.

Danach werden zur sanfteren „Nachhilfe“ noch mobile Geräte getragen. Klassischerweise kommt dabei meist ein Funktionsregler nach Fränkel Typ 3 zum Einsatz, eine besondere, etwas kompliziert herzustellende Spange, die so gebaut ist, dass sie über die Zeit der aktiven Verbreiterung und Bewegung nach vorne hinaus noch den Oberkiefer beim Weiterwachsen unterstützt.

Das „Oberkiefer-Hilfsprogramm“ ist eine langjährig erprobte und gut nachuntersuchte Standardbehandlung, die insgesamt ungefähr 24 bis 36 Monate benötigt. Für Ihr Kind wird diese Behandlung empfohlen!

Einzige Alternative dazu ist das „Abwarten“, um dann zu sehen, ob im Erwachsenenalter, nach voller Ausprägung der unterschiedlichen Oberkiefer- und Unterkiefer-Größe, eine Kieferoperation gewünscht wird.